23.09.2015

Heute steht Offroad-fahren auf dem Programm. Den ganzen Tag! Auf dem Zeltplatz hängt eine detaillierte Wanderkarte des Gebiets südwestlich von Sibiu, dort wo die Wildnis anfängt. Ich fotografiere sie ab und fahre in die Richtung, bis der Belag von Asphalt zu Schotter wechselt. Kilometerweit geht diese Straße weiter und es tauchen nur ganz vereinzelt Spuren menschlicher Aktivitäten in diesem Gebiet auf. An einem Holzfällercamp versichere ich mich noch einmal bei einem der Waldarbeiter, dass ich noch auf dem richtigen Weg bin während mich der Hirtenhund ununterbrochen anbellt und mir unter seinen entblößten Lefzen sein Wolfsgebiss zeigt. Hoffentlich begegne ich so einem nicht ohne sein Herrchen!
Einige Kilometer weiter treffe ich das erste Mal wieder auf eine menschliche Siedlung und beschließe bei einer Brücke mal ein paar Aufnahmen zu machen. Dabei vergesse ich das abgeschaltene ABS und rutsche mit dem Vorderrad weg. Mir passiert dabei nichts, aber der Lenker der F800 steht jetzt leicht schief, obwohl er selbst nicht verbogen ist. Ich beschließe an dieser Stelle, wieder Richtung Sibiu zu fahren und das ganze zu reparieren. Außerdem muss ich noch mein Smartphone abholen, dass heute endlich wieder funktionsbereit gemacht werden soll.


Eine halbe Stunde muss ich dort noch warten und vertreibe die Zeit mit Gesprächen über Motorräder und das Leben in Rumänien mit einem Typen im Laden, dann kann ich endlich wieder telefonieren und rufe Danisi an. Abends verabreden wir uns und ich sehe zu, dass ich die GS wieder einsatztauglich bekomme. Meine Befürchtung dass eine der Lenkerschrauben abgeschert ist, bewahrheitet sich nicht und ich kann mit Bordmitteln den Lenker wieder herrichten. BMW hat den Lenker zur Schwingungsreduzierung mit Gummipuffern gelagert, zu meinem Glück!
Ich fahre auf den Zeltplatz, räume mein Zelt auf und bereite alles für die morgige Abreise vor. Danach gehe ich mit dem Tablet ins Internet und suche mir eine GPX-Datei für eine Jeep-Tour mit Ende in Hamba heraus, dem Unterkunftsort von Isi und Daniel. Zuerst bin ich etwas enttäuscht, da die Strecke nur 40 Kilometer auf einer Bundesstraße entlang führt, aber kurz darauf werden die Straßen immer schmaler, bis es links auf das freie Feld geht. Was danach kommt, sind tiefe Spurrinnenwege für Pferdefuhrwerke, freie Felder, Schlammpfützen, verschreckte Schafherden und freilaufende Hirtenhundrudel. Knapp 2 Stunden kreuze ich durch die Wildnis, bis ich endlich genau zu Sonnenuntergang über Hamba hinweg auf Sibiu blicke.


Im Dorf empfangen mich die beiden vor dem Anwesen der Gastfamilie, die gerade ein Schaf notschlachten musste weil es sich bei einem Sturz eine Querschnittslähmung zugezogen hat.
Ein seltener Anblick für mich, aber es macht einem bewusst dass wer Fleisch essen will vorher etwas töten muss. Für viele ist das gar nicht mehr vorstellbar, aber hier in Rumänien ganz normal.
Zu dritt besichtigen wir den Kirchturm, trinken Cider und Wein mit unseren Gastgebern und ich kaufe 5 Gläser selbst geernteten BIO-Honig als Mitbringsel für meine Familie.
2x mit Propolis, 1x Akazie, 1x Wald und 1x Raps.