16.09.2015

Früh um 7 gestartet, war ich einer der ersten auf dem Weg Richtung Rysy. Dabei habe ich mich immer gewundert, warum mir um diese unchristliche Zeit Leute vom Gipfel entgegen kommen. Wann müssen die denn gestartet sein? Kurz hinter der Vegetationszone dann die Antwort: Von der Berghütte!

Hier oben war es schon bedeutend kälter als unten. Und windiger! Eine viertel Stunde später wurde dieser dann so stark, dass es meinen Rucksack einfach weggeweht hätte, würde er nur von mir hingestellt.
Das Gleichgewicht zwischen den Böen zu halten wurde so gut wie unmöglich und kurz vor dem Gipfel ging dann gar nichts mehr. Ich flüchtete mich zu zwei Polen in den Windschatten hinter einen Fels. Sie erzählten mir, sie müssten am nächsten Abend in Warschau sein und wollten eigentlich den kurzen Weg über den Rysy nehmen. Aber angesichts der Lage drehten sie um und fassten den Plan, mit dem Bus um die hohe Tatra herum zu fahren. Sie stellten sogar fest dass ich einen deutschen Akzent habe was mich irgendwie in Verlegenheit brachte.

Ich wartete eine Weile hinter dem Felsen, tat es ihnen schlussendlich gleich und drehte wieder um, mit der Absicht in Proprad eine Möglichkeit zu finden mein Telefon wieder reparieren zu lassen. Ich stieg also gegen 11 wieder aufs Motorrad und rollte die Zubringerstraße durch den Nationalpark zurück.
Mit höherer Geschwindigkeit fing mein Helm immer mehr an, laute Geräusche zu machen. Eine der Plastikschrauben für den Sonnenschutz war gebrochen und dieser schlug nun immer gegen die Außenschale.

In Proprad angekommen, hatte man in dem Elektronikgeschäft zwar kein neues Handydisplay für mich, aber dafür ein Karton voll mit Schrauben aus denen ich mir einige aussuchen durfte. Die verbaute ich gleich auf dem Parkplatz und da das Werkzeug eh gerade draußen war, checkte ich auch die F800 durch. Zu meinem Glück! Denn wäre ich weiterhin mit einem halben Liter Öl zu wenig im Motor gefahren, hätte das ein böses Ende nehmen können, bei einer Gesamtfüllmenge von nur 2,6l.

Da sowieso schon mein halbes Gepäck über den Parkplatz verteilt war, öffnete ich die Packtasche gleich mit und mir stieg ein strenger alkoholischer Geruch entgegen. Scheiße, das konnte nur eine der Weinflaschen sein die ich mitgenommen hatte. Eine kurze Recherche zeigte: Es war nicht die angebrochene! Ich würde wohl eine Pension brauchen, denn am nächsten Tag nüchtern weiterfahren wäre nach einer Nacht im Schlafsack nicht möglich gewesen.

Nachdem ich wenigstens das Glas aus der Tasche entfernt hatte, ging es Richtung Kosice zur Spisske Hrad (Zipser Burg). Das alte Gemäuer, das auch zum UNESCO Welterbe zählt, war aus weißem Stein gebaut der weniger wie Stein denn wie Teflon wirkte. Die mit Abstand größte Kammer war komischerweise die Folterkammer. Man hatte wohl immer informative Gäste zu Besuch. Im Burggarten tummelten sich im Gras kleine Versionen von Murmeltieren, die aber nicht wirklich schwierig zu entdecken oder zu fotografieren waren.

Bescheuerterweise ließ mich diese Begegnung vergessen, dass ich eigentlich eine Pension brauchte und ich fuhr den nächstbesten Campingplatz auf der Karte an, der nicht existierte. Am zweiten fuhr ich vorbei und in Kosice fand ich keinen der zwei verzeichneten. Eine junge Dame die ich in einem Vorort ansprach, dirigierte mich nach Cana, wo ich allerdings nichts fand. Kein Campingplatz, kein Hotel, keine Pension.

Auf dem Marktplatz rannte ich in den nächstbesten Kiosk hinein und traf ein älteres Ehepaar an, das allerdings nicht ein Wort deutsch, englisch, französisch oder spanisch verstand. Dennoch organisierten sie mir dann einen Platz in einer Pension und der ältere Herr fuhr mich sogar direkt dorthin. Glücklicherweise, ich hätte den Weg von allein nie gefunden!
Dort erwartete mich nicht nur ein Zimmer für die Nacht, sondern auch eine nette, hübsche und perfekt englischsprachige Bedienung, die leicht meine Nummer hätte haben können, wenn die Slovakei nicht so weit weg wäre! 😉
Ich hätte ihr wirklich gerne den ganzen Abend von meinen bisherigen Abenteuern an den drei Tagen erzählt, aber der Inhalt meiner Packtasche musste noch gewaschen werden.

Endu-romania Tag 3 from Stefan Kloss on Vimeo.